Zum Rundbrief 2024-1

Leben. Wir wollen leben. Wir können leben!

Als ich mich dransetzte, diese Zeilen zu schreiben, sah ich eine neue E-Mail in meinem Posteingang. Es war eine Gebetsmail unserer Gemeinde mit der traurigen Nachricht, dass gestern eine junge Frau, trotz unserer Gebete, mit 39 Jahren an Brustkrebs verstorben sei. Sie hinterlässt ihren Ehemann mit einer sechsjährigen Tochter. Die Gemeindeleitung lud zur Fürbitte für die hinterbliebene Familie und trauernde Freunde ein.

Im Angesicht des Todes fühlen wir uns oft ohnmächtig. Und manchmal scheint einem der Tod „auf den Fersen“ zu sein. Für die Meisten von uns ist es der natürliche Tod, doch für manche auch der unnatürliche. Unfälle, Schicksalsschläge und manchmal willkürliches Töten reißen liebe Menschen mitten aus dem Leben. So mussten die Juden im Dritten Reich um ihr Leben bangen und fliehen, weil sie wegen ihrer Nationalität ausgeraubt, ausgebeutet und massenhaft getötet wurden. Wir alle wollen leben! Die Menschen, die das Leben vor sich haben, wollen meistens noch lange leben und möglichst viel erleben. Die Älteren wollen noch etwas länger leben. In die Forschung, den menschlichen Körper möglichst lange jung zu halten und dadurch das Leben zu verlängern, werden Milliarden von Euro investiert. Letztendlich scheitert es an Einem: an der Endlichkeit unseres irdischen Lebens. Diese Grenze wird nie überschritten werden können, weil Gott selbst den Menschen wegen seiner Abwendung von ihm begrenzt hat. So hat Gott für jeden Menschen bestimmt, einmal zu sterben und sich danach vor Gott zu verantworten (Hebräer 9,27). Der Mensch kann aber schon zeit seines Lebens, dank Jesus Christus, die Gewissheit des ewigen Lebens und damit auch eine Platzreservierung im Himmel bekommen. Dafür ist Gott-Sohn Mensch geworden! Jesus Christus hat am Kreuz für die Sünden der ganzen Welt ein für alle Mal mit seinem Leben bezahlt. Das gilt rückwirkend und im Voraus. Jeder, der diese Tatsache für sich im Glauben einlöst – der ist erlöst. Durch seine Auferstehung hat Jesus seinen Sieg über die Herrschaft der Sünde und den ewigen Tod manifestiert. Dank der Auferstehung Jesu können wir dem Tod trotzen, indem wir sagen: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Korinther 15,55). Schließlich ist der Tod im Sieg Christi verschlungen! Aber was bedeutet das für uns?

Jeder, der an Jesus Christus als seinen Herrn und Retter glaubt, hat Anteil an der Auferstehung Jesu und hat somit auch den Tod überwunden. Das bedeutet nicht, dass die Christen nicht mehr sterben, aber ihr Sterben unterscheidet sich von einem an Christus Nichtglaubenden. Als die Ärztin meiner Tante die Krebsdiagnose aussprach, bedankte sich die Tante bei ihr. Die Ärztin war von der Reaktion meiner Tante völlig irritiert und fragte nach, ob sie es auch verstanden hat, was es bedeutet. Darauf erwiderte meine Tante: „Ja, ich habe. Ich weiß, wohin ich nach dem Tod gehe, nämlich zu meinem Heiland und ich treffe meinen lieben Ehemann, der schon dort ist. 

Ohne die Auferstehung, ohne Ostern, hätten Christen keine Gewissheit, keine feste Hoffnung auf ein Leben nach dem Sterben. Der einzige Weg zum Auferstehungsfest geht über den Karfreitag. Das ist der Weg über das Kreuz und den Tod. Viele Menschen möchten einen bequemen, einfachen Lebensweg. Auch als Christ wünscht man sich ein gesegnetes Leben, ohne Spott, Ausgrenzung und Verfolgung. Viele wollen eine Abkürzung und würden gerne auf das Kreuz verzichten. Wenn ich bei gleicher Lebensqualität eine Wahl zwischen dem Kreuzesweg und einem einfachen Leben hätte, würde ich auch das ohne Kreuz ankreuzen. Doch wer an der Auferstehung teilhaben will, der muss bereit sein, auch am Leiden und Sterben teilzuhaben. Paulus schreibt an die Christen in der Stadt Philippi: Christus „möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten (Philipper 2,10-11). Für den Apostel war die Sehnsucht und das Verlangen, Christus zu kennen, etwas „unüberbietbar Großes“, dass er alle Erfolge seines vorherigen Lebens für Müll und sogar als Verlust betrachtet.  

Was ist unsere größte Sehnsucht? Wollen wir Jesus Christus besser und inniger erkennen? Christi Ruf in die Nachfolge beinhaltet immer noch, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen (Matthäus 24,16). Der Weg der Nachfolge ist für die Jünger Jesu heute nicht anders, auch nach dem Kreuzestod Jesu und nach seiner Auferstehung. Aber seit Pfingsten, dank der Kraft des Heiligen Geistes, nicht mehr im Alleingang. 

Waldemar Lies