Zum Rundbrief 2025-2

Zum Rundbrief 2025-2 „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ Philipper 4,6

Wer dieses Bibelwort liest, denkt zwangsweise an 1. Petrus 5, 7: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“.
In beiden Bibelworten geht es um das Sorgen, oder besser gesagt, um das sich nicht Sorgen.

Wer kennt das nicht? Das bedrückende Gefühl der Unruhe und Angst in schwierigen Situationen. Die Last der Ungewissheit in schwerer Krankheit. Die quälenden Gedanken, die uns nicht zur Ruhe kommen lassen. Schwerwiegende Fragen, auf die wir keine Antwort haben. Die Unruhe, wenn wir das, was in unserem Leben geschieht, nicht mehr selbst unter Kontrolle haben. Und dann lesen wir: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“.

Was strahlt doch dieses Wort für eine Gewissheit, Sicherheit und Ruhe aus. Uns wird angeboten, unsere Sorgen loszuwerden, sie auf Jesus zu werfen, und wir bekommen die Zusage, dass ER handeln wird, dass ER sich um das, was uns Sorgen bereitet, kümmern wird.
Und im Monatsspruch werden wir sogar ermutigt, ihm schon zu danken, so als ob wir es schon empfangen haben, wenn wir mit unseren Sorgen zu Gott kommen. Unser Glaube ist also gefragt, unser Vertrauen darauf, dass ER hört, erhört und handelt. Irgendwie hört sich das alles sehr theoretisch für uns an. Wie oft machen wir die Erfahrung, dass wir beten und es passiert gefühlt nichts.

Wenn aber etwas passiert, nennen wir es ein „Wunder“. Liegt nicht genau darin unser Problem, dass wir das als Wunder bezeichnen, was in der Bibel eine Selbstverständlichkeit ist. Müssen wir nicht bekennen, dass wir einen Glauben haben, der nicht erwartet. Dabei ist die Bibel voll von Beispielen, dass Gott hört und handelt. Mose ist vor Gott schuldig geworden. Als Konsequenz durfte er das Volk nicht ins Land bringen, das Gott ihnen geben wollte. Später bittet Moses Gott, das Land doch betreten und sehen zu dürfen. Gottes Antwort ist erstaunlich. Er antwortet: „Lass es genug sein! Rede mir nicht mehr davon!“(5. Mose 3,27).

Dazu schreibt der jüdische Autor und Vertretungsrabbiner Vyacheslav Dobrovych: „Gott hat die Gebete nicht einfach verworfen, er musste Mose darum bitten, die Gebete einzustellen, weil er sonst gewissermaßen gezwungen wäre, das Gebetsanliegen zu verwirklichen.“ Und tatsächlich durfte Mose zwar das Land nicht betreten, aber er durfte es sehen. Jüdische Weise lehren, dass Gott jedes Gebet früher oder später beantworten wird. Es handelt sich hierbei um einen Mechanismus, der fest in der Schöpfung verankert ist. Für Josua und das Volk hat Gott Sonne und Mond einen Tag stillstehen lassen. Für den Todkranken Hiskia hat Gott die Sonne rückwärts gehen lassen.

Was traust du Gott in deinem Leben zu?
Wenn wir alles in unserem Leben unter Kontrolle haben, beten wir natürlich auch zu Gott, dass uns alles gelingt und ER unser Tun segnet.
Wir lenken aber selbst, machen selbst und ärgern uns höchstens über uns selbst, wenn es nicht so wurde, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir beten, aber wir beten ohne Erwartung. Wir beten, weil man als Christ betet. Wir beten morgens und vielleicht abends, weil es eine gute Angewohnheit ist. Wir beten im Gottesdienst und wir beten zu Tisch, weil es sich für einen Christen so gehört. Aber wir beten ohne Erwartung.

Wenn wir aber die Kontrolle über das, was in unserem Leben geschieht, verlieren, die Dinge nicht mehr selbst in der Hand haben, beten wir nicht mehr, weil es sich für einen Christen so gehört. Das Gebet bekommt eine andere Dimension. Schaffen wir es so zu beten, wie Petrus es zum Ausdruck bringt: dass wir von einer Gewissheit, Sicherheit und Ruhe erfüllt sind, weil ER für uns sorgt? Oder so zu beten, wie Paulus es uns hier auf den Weg mitgibt: für das, worum wir beten, schon danken, als ob wir es schon empfangen haben? „Gott hört Gebet“ ist nicht nur eine Theorie, oder Theologie, oder frommer Wunsch, sondern erlebte biblische Wahrheit.

Lasst uns also beim Beten nicht gespannt darauf warten, ob Gott hört und handelt, sondern dafür danken, dass ER hört und handelt.

Johann Lippert