Zum Rundbrief 2024-4 „Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!“ Sacharja 9,9
Liebe Geschwister in dem Herrn Jesus Christus, liebe Leser,
in Armenien ist der 7. Dezember ein Gedenktag. Im Jahr 1988 wurde das Land um 11:41 Uhr von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht, dem über 25000 Menschen zum Opfer fielen. Zahlreiche Städte und Dörfer wurden zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. In einer Schule kamen viele Kinder und Lehrer um. Überlebende sahen hoffnungs- und hilflos auf das, was in 30 Sekunden passiert ist.
Als die Räumungsarbeiten in großem Maß abgeschlossen waren, und die allgemeine Meinung herrschte, dass man keine Überlebenden mehr bergen könne, grub ein Vater in die Tiefe, weil er seinen lieben Sohn noch vermisste. Nach seiner Erzählung verstärkte sich das Gefühl, dass sein Sohn irgendwo unter den Trümmern noch am Leben war, je tiefer er grub. Nach langer Arbeit hörte er schon am nächsten Tag Hilferufe. Und tatsächlich, sein Sohn und weitere Jungs waren im Kellergeschoss in einem Abstellraum voll mit Trümmern zugeschüttet, aber noch am Leben… Als der Vater seinen Sohn, von Glück überfüllt, an seine Brust drückte, erinnerte der Junge die anderen Verschütteten, daran, dass er ihnen doch gesagt habe, dass sein Papa kommen werde, um sie da herauszuholen, weil er ihm, dem Sohn, immer versichert habe, dass er ihn sehr liebe und er immer mit Papas Hilfe rechnen könne, egal, in welcher Situation er sich befände. Dann wies er seine Freunde darauf hin, dass es genauso geschehen war, dass der Vater gekommen sei und sie gerettet habe.
Eine bewegende wahre Begebenheit. Als ich diese Geschichte gelesen habe, bekam ich ein großes Verlangen nach so einem Glauben, diesem Vertrauen und solch einer Hoffnung. Auch das prophetische Wort des Sacharja: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!“ dient uns – der Gemeinde Christi – nicht nur als frohes Evangelium, sondern auch als eine herausfordernde Frage: Wie warte ich auf meinen Heiland, bis er kommt? Vielleicht sehnsüchtig, im festen Glauben, dass er kommen wird? Oder in vollem Vertrauen auf seine Liebe, die er am Kreuz zu mir und zu allen Menschen bewiesen hat? In Gehorsam seines Wortes, das in der Heiligen Schrift verfasst ist? In konsequenter Nachfolge und Dienst? Oder wie der Knecht aus Matthäus 24,48, der sagte: „Mein Herr kommt noch lange nicht“ und weiter ein unordentliches und liebloses Leben führte?
Ich wünschte, dass jeder, der diese Andacht liest, diese zwei Anregungen des Heiligen Geistes in sich erlebt.
- Der Wille, im festen Glauben und Vertrauen voller Sehnsucht auf den König der Könige zu warten, weil er es seiner Gemeinde versprochen hat. In seiner großen und unermesslichen Liebe zu uns, wird er wiederkommen, um seine Gemeinde zu befreien. So steht es in Lukas 21,27-28 geschrieben: „Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht.“
- Der Entschluss, mit erhobenem Haupt und Freude im Herzen ihm, dem rettenden König der Könige, jetzt, dienend nachzufolgen und den Menschen von seiner Liebe und Treue zu erzählen. Und vielleicht – besonders in der Adventszeit – hinweisend auf das große Fest des Geburtstages des Retters, in tiefster Dankbarkeit uns an mancher Wohltataktion zu beteiligen.
Ich wünsche uns allen eine besinnliche Adventszeit, eine gesegnete Weihnachtszeit und einen hoffnungsvollen Übergang in das Jahr 2025!
Alfred Eichholz, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kirgistan